Die Bertha-von-Suttner-Schule im Spiegel der Presse

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Montag, 09.01.2012

Siggi Liersch schafft mit Comic-Collagen neue Welten

Siggi Liersch hat für seine Ausstellung aus Zeitschriften, Werbematerialien und Katalogen Bilder ausgeschnitten. Diese wählte er dann als Hintergrund für seine Collagen aus.

Der Betrachter fragt sich, was einen Lehrer der Bertha-von-Suttner-Schule dazu veranlasst, sich mit Comics zu beschäftigen. Doch wer Siggi Liersch mit seinen berühmten und interessanten Brücken zur Kunst kennt, die er als Autor mit seiner Kurzprosa und Lyrik, aber auch seinen Liedern immer wieder auf unkonventionelle Weise schlägt, der zeigt sich auch jetzt von seinen Collagen weniger überrascht als stark beeindruckt.

"Wenn meine Arbeiten nachgeahmt werden und sich Mitläufer finden, habe ich mein Ziel erreicht", sagte er vor der Vernissage im Kulturhaus, mit der seine Collagen-Ausstellung eröffnet wurde. Liersch behauptet von sich, er habe sich "auf die kleine Form der Kunst" spezialisiert. Doch worum er die Doppelstadt und Region bereits als Künstler bereichert hat, sucht der Qualität und Quantität wegen ihresgleichen.

Von Kindesbeinen an liest Liersch gerne Comics - nicht nur die üblichen, die es an jedem Kiosk zu kaufen gibt, sondern auch "Underground-Comics", nach denen Insider schon ein wenig suchen müssen, um sie zu bekommen. Für seine derzeitige Ausstellung unter dem Titel "Stimmen" hat Liersch seit den 1990er Jahren aus allen nur erdenklichen Zeitschriften, Werbematerialien und Katalogen Bilder ausgeschnitten, die er als "sprechenden Hintergrund" für seine Collagen auswählte.

Dem Künstler kam es darauf an, die ausgeschnittenen Bilder mit ausgeschnittenen Sprechblasen aus Comic-Heften in einen spannenden und nicht alltäglichen Dialog zu setzen. "Ich bringe mit meinen Arbeiten Gegensätzliches zusammen und schaffe Welten, die noch niemand so gesehen hat."

Siggi Liersch vor einer seiner Collagen, die er unter dem Titel "Stimmen" im Kulturhaus Mörfelden
ausstellt.
Foto: tami


32 Exponate

Das Interessanteste an Lierschs 32 Exponaten ist, dass jedes eine eigene Geschichte erzählt. "Wie der Inhalt meiner Collagen interpretiert wird, hängt vom Besucher ab", so Liersch. Denn jedes Ausgeschnittene und Aufgeklebte rufe in Kombination mit den verschiedenen Sprechblasen aus Comics eine andere Wirkung und Reaktion hervor.

Unter dem Thema "Stimmen" kommen mal Panzer, mal Friedhöfe mit Grabkreuzen, mal Städte, mal Hühner und Gänse zu Wort. Zu den interessantesten Arbeiten zählt eine Collage mit Abbildungen leicht bekleideter Damen, die sich philosophische Sprüche zuflüstern. Nicht immer hat er zu seinen Collagen beispielsweise von Hochhäusern in der Stadt Frankfurt, die sich unterhalten, passende Sprechblasen in Comics gefunden. So rundete Liersch sein Gesamtkunstwerk auch teilweise mit eigenhändig geschriebenen Kommentaren ab.

Eine Herausforderung

Die Laudatio bei der Vernissage hielt Claudia Rügner, Schülerin seiner kreativen Schreibwerkstatt. Sie sprach von einer Herausforderung, die Lierschs Collagen bedeuten. "Frech hat er Zeichnungen und absurde Wortblasen mit einer Brise Humor und Provokation gewürzt." Er habe zerschnitten, verrückt, geklebt, dupliziert, kopiert, hemmungslos geklaut, Neues erfunden, Bekanntes mit Unbekanntem gemixt, Sinn zerstört und neu erschaffen, aus dem Zusammenhang gerissen und in einen neuen Dialog gesetzt.

Die Ausstellung kann bis zum 31. März zu den Öffnungszeiten des Kulturhauses, Bahnhofstraße 1, kostenlos besichtigt werden.

Bericht: Carmen Erlenbach

Quelle: Frankfurter Neue Presse vom 09.01.2012
fnp-online.de